The Last of Us

THE LAST OF US_CoverSo! Fertig! Schon so lange im Regal und erst jetzt fertiggezockt. Eigentlich unfassbar. Aber jetzt hab ich’s endlich durchgerockt: Das Spiel auf das ich lange gewartet habe und das in den letzten Wochen wohl die meisten PS3ler gezockt haben. Das Spiel das schon im Vorfeld durch seine unfassbar geile Grafik aufgefallen ist und das Zombie-Apokalypsen-Genre revolutionieren sollte: „The Last of Us“.
Was kann ich jetzt zu diesem Spiel sagen, was nicht schon 1000 andere Internet-Reviewer vor mir gesagt haben? Kann mir ja eigentlich egal sein, aber ich werde trotzdem mal versuchen, das Ganze hier mehr als eigenen Erfahrungsbericht aufzuziehen. Mach ich das nicht immer so? Egal! Also los.

Der Hype im Vorfeld um dieses Spiel war groß. Die Screenshots und Trailer die man zu sehen bekam zeigten eine postapokalyptische Welt in unfassbar geiler Grafik. (Das Spiel stammt von „NaughtyDog“ – den Machern der „Uncharted“-Reihe. Wer diese Spiele kennt weiß was er für eine optische Qualität erwarten kann.) Und Gameplayszenen zeigten den harten Überlebenskampf eines Mannes (Joel) und eines Teenager-Mädchens (Ellie) in dieser von Zombies verseuchten Welt. Die Erwartungen an dieses Spiel waren also entsprechend hoch.
Legt man das Spiel in die Konsole so wird man zu Beginn nicht mit einem düsteren Titelbild und Spannungsmusik begrüßt, sondern mit dem Bild eines von Ranken überwucherten aber sonnedurchfluteten Fensters, an dem, von beruhigender und leicht melancholischer Musik begleitet ein Vorhang leicht im Sommerwind weht. Dieses Titelbild habe ich mitunter auch mal ein paar Minuten einfach stehen lassen, einfach um etwas der chilligen Musik zu lauschen. Und dieser Titelbildschirm zeigt sehr schön die generelle Grundstimmung des Spiels. Währen andere Spiele und Filme mit postapokalyptischen Szenarien (ResidentEvil, Prototype…) sich meist auf die schrecklichen Aspekte konzentrieren und zeigen, welch höllischer Ort die Erde geworden ist, geht TLOU einen gänzlich anderen Weg. Das Bild der Erde wie sie in diesem Spiel gezeigt wird ist alles andere als höllisch. Klar ist alles kaputt und die Verwüstung der menschlichen Zivilisation ist grafisch grandios in Szene gesetzt. truck-road-blockAber über all der Zerstörung und Verwüstung liegt diese stille und entspannte Grundstimmung. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, Tiere huschen durch das sich über die zerstörten Städte ausbreitende Gras, alles ist ruhig und friedlich. Es wird sehr schön der Eindruck vermittelt, dass die Erde nach Auslöschung der Menschheit nicht aufhört, ein schöner Planet zu sein. Im Gegenteil: Die Atmosphäre in dieser menschenleeren Welt wirkt manchmal geradezu einladend. Nicht selten hielt ich beim Spielen an manchen Stellen inne und habe die Szenerie auf mich wirken lassen. Was die atmoshärische Umsetzung angeht kann dieser Software also wirklich nichts das Wasser reichen was ich bisher gespielt habe.
Natürlich ist nicht alles Friede, Freude, Omelette. Wie auch, immerhin ist das die Zombieapokalypse. „Zombie“ ist in diesem Fall nicht ganz richtig, denn wir haben es in diesem Spiel nicht mit Untoten im klassischen Sinn zu tun, sondern mit den Opfern einer mysteriösen Pilzinfektion, die sich über die Erde ausgebreitet hat. Klingt erst mal albern, aber die Idee erweist sich als sehr erfrischend. Dieser Pilz befällt das Hirn seiner Wirte und breitet sich in selbigem aus, was die Opfer zuerst wahnsinnig macht und sie schließlich zu unförmigen blurünstigen Bestien mutieren läst. Die Grundidee stammt wohl von diesem seltsamen parasitären Pilz, der Schnecken und Ameisen befallen und deren „Gehirne“ steuern kann und der in der Natur ja tatsächlich vorkommt. Das auf den Menschen übertragen führt zu manch unschönem Gegnerdesign.
infected-chokingDie Passagen im Spiel, in der man auf Infizierte trifft sind ebenfalls großartig in Szene gesetzt und unterscheiden sich meist krass von der friedlichen Oberwelt, denn in den allermeisten Fällen trifft man diese in Gebäuden oder unter Tage an. Die Art und Weise wie sich die Infizierten in der Dunkelheit bewegen und die Laute die sie von sich geben sind geradezu haarsträubend widerlich und erzeugen eine Gänsehaut nach der anderen. Grunzen, Schreien, Stöhnen, Röcheln oder im Falle der schon länger infizierten ein undefinierbares klickendes Geräusch, das mich sehr an das berühmte „Grudge“-Geräusch erinnert, sorgen schon akkustisch dafür, dass man sich diese Meute lieber auf Abstand hält.
Und so zieht man mit dem guten Joel los um sich seinen Weg durch diese Welt zu bahnen. Immer im Schlepptau hat er einen oder mehrere Nebencharaktere – meist die kleine Ellie. Letztere ist über weite Strecken des Spiels völlig unbewaffnet und wird erst ab Mitte des Spiels etwas wehrhafter. So bleibt sie meist in Deckung, während Joel sich um die Gegner kümmert. Oder zumindest sollte sie in Deckung bleiben. Und hier kommt nun mein erster Kritikpunkt an diesem schon fast perfekt anmutenden Spiel, der mich vor allem zu Anfang sehr gewurmt hat: TLOUGameplaymäßig verhält es sich so, dass Gegner (egal ob zombiesk oder menschlich) immer nur auf Joel reagieren. Die Nebenfiguren werden ignoriert. Das ist auch gut so, denn wenn die zum Teil bis zu 3 Nebencharaktere ebenfalls alle von jedem Gegner entdeckt werden könnten, würde man an den mannigfaltigen Kampfszenen wohl recht schnell verzweifeln. Allerdings hätte ich dann erwartet, dass die vom Computer gesteuerten Figuren wenigstens auch in Deckung blieben. Bleiben sie aber nicht! Immer wieder rennt einer los, sucht sich neue Deckung, steht auf oder ähnliches. Gerne stellen sie sich auch mal in die eigene Schusslinie oder kauen sich einem direkt in den Schleichpfad, so dass man um sie rum schleichen und Entdeckung riskieren muss. Besonders hässlich sind diese Schnitzer dann, wenn der NPC sich tatsächlich entgegen jeder Logik vor die Deckung niederkauert und somit quasi für jedermann zu sehen ist, die Gegner aber offenbar mit Blindheit geschlagen nach wie vor dumm rumsuchen als wär nix. Oder wenn man vor den zwar blinden aber extrem geräuschempfindlichen Mutanten erfolgreich davongeschlichen ist und einer der Begleiter noch deutlich in Hörweite ein deutlich vernehmliches „Puh, das war knapp!“ ausruft, was aber ebenfalls von keinem der Gegner wahrgenommen wird.
Auch rennt die gute Ellie, die zu beschützen höchstes Ziel des Spiels ist, gerne mal voraus und außer Sichtweite. Das macht spielerisch zwar keinen Unterschied, untergräbt aber ein wenig den Beschützerinstinkt, den man in der Rolle des Joel mit der Zeit zu entwickeln versucht. Wie soll man die Göre denn angemessen beschützen wenn sie einem immer davon rennt?
Diese und ähnliche Situationen wirken leider unfreiwillig komisch und rissen mich vor joel-ellie-truckallem zu Anfang des Spiels immer wieder aus der ansonsten sehr dichten Atmosphäre. Konnte ich mich bis dahin sehr schön in diese Welt hinein versetzen, so erinnerten solche Gamplay-Pannen in schöner Regelmäßigkeit daran, dass man doch nur ein Videospiel spielt. Schmerzhaft schade!
Lustigerweise, nachdem ich die ersten paar Stunden gespielt hatte und zum ersten Mal meinen Unmut über diese Schnitzer jemandem laut kundgetan hatte, wurde es schlagartig besser. Entweder wurde das Problem zwischenzeitlich gepatcht oder es tritt nur am Anfang auf oder das Spiel konnte meine Kritik nicht auf sich sitzen lassen und riss sich fortan zusammen. Wie auch immer, ab da benahmen sich die NPCs deutlich cleverer und ließen mich diesen Kritikpunkt schnell vergessen.
Was das generelle Gameplay angeht so habe ich eigentlich gar nix zu meckern. Das Kämpfen geht gut von der Hand – sowohl im Nah- als auch im Fernkampf. Das Benutzen der vielen Gegenstände im Menü funktioniert auch unter Hektik sehr flott und intuitiv, außer beim Wechseln von Waffen im Kampf, was aber von den Entwicklern so beabsichtigt war, damit man nicht wie Rambo mit 20 Waffen im Anschlag durch die Zombiehorden rennt. Was mir zudem sehr gefallen hat ist das ausgedehnte Crafting-System. Joel muss auf seinem Weg immer nach nützlichem Kram suchen aus denen er überlebenswichtige Dinge improvisieren kann. So wird aus einer kaputten Schere und Klebeband ein praktisches Joel-and-Ellie-on-the-runEinwegmesser, aus alten Lumpen und Alkohol wird ein Verbandsset oder auch mal ein veritabler Molotow-Cocktail. Man muss also immer die Augen offenhalten und überlegen, wofür man seine Ressourcen einsetzt. Das Sammeln der Gegenstände macht einen großen und wie ich finde sehr befriedigenden Teil des Spiels aus. Überall gibt es etwas zu finden, ob Gegenstände zum Basteln, Ersatzteile zum Verbessern der Waffen oder Medikamente zu Aufwerten von Joels generellen Fähigkeiten. Darüber hinaus noch Dokumente von Überlebenden in denen das ein oder andere Einzelschicksal dokumentiert ist, Karten und andere Sammelobjekte. Das Durchstöbern der Welt machte mir persönlich großen Spaß, grade weil das Erforschen jedes Winkels und offensichtlicher Sackgassen in den allermeisten Fällen belohnt wird. Es lohnt also, alles abzusuchen um sich bestmöglich für die nächste Konfrontation zu rüsten.
Die Kämpfe in TLOU sind wie schon in den Trailern angedeutet extrem brutal. Nicht auf eine überzogene und überspitzte Weise wie zu Beispiel bei „God of War“, sondern richtig hart. Der gute Joel ist absolut nicht zimperlich, wenn es um das Ausknipsen seiner Widersacher geht. Es wird schnell klar, dass er einiges durchlebt hat und dass er tut was nötig ist um weiter zu überleben. Leider, und jetzt kommt Kritikpunkt Nr. 2, ist das „was nötig ist“ immer das selbe: Töten. Es wird dem Spieler leider so gut wie nie die Wahl gelassen, ob man seiner Widersacher nun beseitigt oder nicht. Nur in der Art und Weise wie man sich ihrer entledigt gibt es eine große Auswahl an Möglichkeiten. Paradoxerweise sind die Gegnertypen an denen man am ehesten noch kampflos vorbeikommt die Infizierten, bei denen es fast schon egal wäre, ob man sie abmurkst oder nicht. shotgun-barrelAlle anderen menschlichen Gegnertypen wie Soldaten oder Plünderer müssen so gut wie immer erst über die Wupper befördert werden bevor man seinen Weg fortsetzen kann. Man darf sich also als Spieler kaum entscheiden, ob man nicht vielleicht doch seinen Mitüberlebenden gegenüber Gnade walten lassen möchte, zumal es in Joels gegen Ende reichhaltigem Waffenarsenal keine einzige nicht tödliche Waffe gibt. Am Ende des Spiels hat der gute Joel die ohnehin schon arg ausgedünnte menschliche Rasse noch um über 500 weitere Exemplare dezimiert (Zombies mitgerechnet). Da fragt man sich schon, was für einen Berserker man da eigentlich spielt. Es wäre schön gewesen, wenn man öfter vor die Wahl gestellt würde, ob man töten oder lieber einen anderen Weg finden möchte. Gleiches gilt für die Handlung. Diese ist toll, keine Frage, aber auch leider komplett vorscriptet. Zu keiner Zeit muss man sich zwischen zwei oder mehreren Optionen entscheiden, was vielleicht in Konsequenz das weitere Spiel verändern würde. Ich fürchte „The Last of us“ leidet etwas unter der Tatsache, dass während seiner Entwicklungszeit der komplette 5-teilige „The Walking Dead“-Zyklus auf den Markt kam, welcher sich ausschließlich um solche Dinge dreht wie menschliche Schicksale, schwere Entscheidungen und deren Konsequenzen für den Spieler. Ohne „The Walking Dead“ bisher gespielt zu haben, hätte ich in TLOU gerne die ein oder andere moralische Zwickmühle gehabt, die mich als Spieler ein bißchen emotional fordert.
Abgesehen davon ist die Story des Spiels aber toll und wartet mit ein paar echt schönen und auch emotionalen Momenten auf, die ich durchaus als „magic moments“ bezeichnen würde. Die anfangs sehr kühle Beziehung zwischen Joel und Ellie und deren Entwicklung im Laufe der Zeit ist sehr schön gezeichnet und lässt einem die Charaktere schnell ans Herz wachsen.
joel-ellie-close-upAnschließen kann ich sagen, dass ich „The Last of Us“ sehr genossen habe. Es hat ein paar Macken und „Wäre-schön-gewesen“-Punkte, aber das wird meiner Meinung nach durch die wunderbar dichte Atmosphäre, die geile Grafik, die guten gezeichneten Charaktere, das eklige Monsterdesign, die wuchtigen Kämpfe und das befriedigende Gameplay wieder mehr als wett gemacht. Fazit also: TLOU ist kein perfektes Spiel (aber welches ist das schon?), aber ein sehr sehr sehr spielenswertes. Ich habe es zum Vollpreis gekauft, habe keinen Cent davon bereut und kann es guten Gewissens jedem weiterempfehlen.

Die verwendeten Screenshots entstammen der offiziellen Webseite zum Spiel.

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